„Wer schön sein will muß leiden!“
In der Vergangenheit wurde sowohl in der Presse, als auch im Fernsehen eine neue Methode vorgestellt, mit der Gesichtsfalten behandelt werden. Im Fernsehen wurde eine junge Dame vorgestellt, eine attraktive, dynamische Jungunternehmerin, die allerdings zwei tiefe Falten in der Stirn hatte. Man konnte im TV beobachten, daß dieser Dame etwas in die Stirn unter die Falten injiziert wurde. Ihr Gesicht wurde nach einiger Zeit so steif, daß sie kaum lächeln konnte. Diese „Nebenwirkung“ sollte sie zunächst in Kauf nehmen. Mein Homöopathen-Herz krampfte sich zusammen, als ich begriffen hatte, was die Medizin mit der jungen Dame gemacht hatte. Sie spritzten ihr nämlich ein Präparat, das aus der Botulismus Erkrankung gewonnen war, unter die Falten. Dies bewirkte eine Gesichtslähmung und somit waren vorübergehend die Falten beseitigt.
Die Krankheit Botulismus
Die Dame war sehr stolz auf ihre neue Optik und hatte offensichtlich keine Ahnung, was letztlich mit ihr geschehen war. Die Krankheit Botulismus, mit seinem aneroben Erreger Bazillus botulinus, ruft grundsätzlich Hirnnervenlähmungen und sonstige Lähmungen hervor, besonders der Augenmuskeln, der Schlund- und Kehlkopfmuskulatur und führt gelegentlich zur Blasen- und Mastdarmlähmung. Normalerweise steckt die Gefahr dieser Erkrankung in alten Konserven, in denen sich der Erreger ausgebreitet hat. Das eigentliche Problem ist das Ektotoxin des Bazillus botulinus. Ist ein Mensch davon infiziert, kommt es zunächst zu Magen-Darm-Störungen, Übelkeit und Erbrechen, Magenschmerzen, Verstopfung und Durchfall. Es kommt zu Lähmungen der motorischen und sekretorischen Hirnnerven, mit einer häufig bleibenden Lähmung des Ziliarmuskels des Auges. Der Patient hat dann das Gefühl, entweder doppelt, oder die Dinge nur noch verschwommen zu sehen. Pupillenerweiterung und Pupillenstarre können festgestellt werden, weiterhin kommt es dann zur Lähmung der Schlund- und Kehlkopfmuskulatur. Sehr unangenehm wird es, wenn die Tränensekretion versiegt und auch der Speichel nicht mehr gebildet wird. Es kann sogar zur lebensgefährlichen Lähmung des Atemsystems kommen und zum Kreislaufversagen.
Fehlende Warnungen auf Nebenwirkungen
Der jungen Unternehmerin wurden die entstandenen, unangenehmen Gefühle im Gesicht, also deutlich gesagt, die Gesichtslähmung und auch die Starre der Augen als leichte Nebenwirkung dargestellt. Aus der TV Sendung wurde nicht deutlich, ob die Dame überhaupt auf Folgen der Behandlung hingewiesen worden war. Es wurde nur gesagt, dass eine Wiederholung der Injektion später wohl notwendig sei.
Verwendung des Stoffes in der Therapie
In der homöopathischen Behandlung nutze ich die Botulinum-Nosode bei chronischen Magen-Darm-Störungen und bei Augenproblemen, die sich durch homöopathische Einzelmittel nicht verändern lassen. Besonders hilfreich ist die Botulinum-Nosode bei Trockenheit der Augen, zusammen mit den herausgesuchten Einzelmitteln. Dies gilt ebenso bei Verstopfung, oder auch bei chronischer Diarrhoe. In der Homöopthie ist bekannt, daß bereits leichte Lebensmittelvergiftungen Symptome des Botulismus hinterlassen können, ohne daß die Erkrankung extrem und vielleicht lebensbedrohlich ausgebrochen sein muß.
Wie muß es also langfristig den Patienten gehen, die sich, aufgrund von Schönheitsproblemen, wie Stirnfalten, dieser Botulismus-Prozedur unterwerfen. Die Frage, die sich mir stellt ist, ob nicht durch diese Behandlung „Nebenwirkungen“ der Botulinum-Erkrankungen manifestiert werden und sich der Patient für drei bis sechs Monate „Schönheit“, bleibende Schäden einhandelt?
Homöopathische „Schönheitsmittel“
Dabei wäre es homöopathisch gar nicht so schwierig, auch stärkere Falten z. B. auf der Stirn, längerfristig in den Griff zu bekommen. Das „Stirnfaltenmittel“ in der Homöopathie ist Helleborus, mit der psychologischen Bedeutung: „Ich mag nicht alleine“, gefolgt von Stramonium, mit der psychologischen Bedeutung: „Panik, lange unterdrücktes Potential entlädt sich.“ Auch Ammonium carbonicum ist zu finden, mit der psychologischen Bedeutung: „Fehlende Sicherheit, durch die Zerstörung des väterlichen Vorbildes.“ Dann folgen Gratiola, „Erwartet verstoßen zu werden“ und Primula vera, mit der psychologischen Bedeutung: „Viel für andere gearbeitet zu haben, um Sicherheit zu gewinnen.“ Es folgen Viola odorata, „Verzichtet auf eigene Kraft und Größe, um einen Platz in der Zweckgemeinschaft zu erhalten“, sowie Rheum, „Pervertierte Bedürfnisse, alles was gut tut, was ich selber will, wird abgelehnt.“
Psychologische Analyse der TV-Teilnehmerin
Fassen wir die Bedeutung dieser Arzneimittel bei Stirnfalten zusammen, so läßt sich für die seelische, unbewußte Situation der Jungunternehmerin eine These aufstellen. Offensichtlich ist sie bei ihrer Arbeit stark unter Druck, vielleicht um etwas beweisen zu wollen, um möglicherweise besser zu sein als ihr Vater (Ammonium carbonicum). Sie hat aber das unbewußte Gefühl, es alleine nicht zu schaffen (Helleborus). Sie ist manchmal in der Situation, daß sie ausrasten könnte (Stramonium), zwingt sich aber, ihren Handlungsdruck weiterzuführen (Viola odorata, Primula vera), aus der Angst, verstoßen zu werden (Gratiola). Sie lebt also nicht das, was sie eigentlich ihrem Talent gemäß sollte (Rheum).
Diese Prozesse laufen natürlich unbewußt ab und können, entweder durch eine Psychotherapie, oder noch viel eleganter, in Verbindung mit der Homöopathie gelöst werden. Die Symptomatik, mit dem sicher nicht ungefährlichen Botulismus-Aspekt zu verkomplizieren, anstelle die psychische Problematik zu lösen, kann nicht die aprobate Wahl sein, oder?
Diesen Artikel teilen:
Quellen:
„Die psychologischen Bedeutung homöopathischer Arzneien“ Band I und II von Antonie Peppler, CKH-Verlag