Unterdrückte Wahrnehmung und verdrängte Sexualität

Die Begegnung mit einer Patientin (Frau E., 43 Jahre) mit Hashimoto-Thyreoiditis, die lange Zeit als einfache Hyperthyreose diagnostiziert war, wurde für mich zu einem Schlüsselerlebnis dieser Thematik:

Ihr grösster Wunsch war es, einmal gänzlich zur Ruhe zu kommen, ohne völlig ausgebrannt und müde zu sein.

Das Patientengespräch

In zwei vorangegangenen Sitzungen hatte sie schon viel von sich selbst erkannt und dadurch Zukunftsängste und einen grossen Teil ihrer permanenten Selbstbestrafung abbauen können. Auch Ihr Getriebensein konnte sie schon in grossem Umfang willentlich beeinflussen. Doch der wesentliche „Knackpunkt“ liess noch auf sich warten.

Während der Anamnesegespräche beschrieb sie ihr Verhältnis zu ihrem Vater als extrem hasserfüllt. Sie schimpfte auf seine Dominanz, Arroganz und auf die Art, wie er mit anderen Menschen umging. Heute im Alter sei er friedlicher, aber immer noch arrogant abweisend. Die Beziehung zu ihrer Mutter beschrieb sie als näher und direkter, es war aber deutliches Mitleid mit der Mutter aus den Worten herauszuhören.

Die Jugend der Patientin und das Verhältnis zu den Eltern

Als Jugendliche war sie Leistungssportlerin und wurde von ihrem Vater trainiert. Sie litt heute noch darunter, dass sie von ihrem Vater selten ein Lob oder Anerkennung erhielt. Sie brachte grossartige Leistungen, um endlich die Anerkennung ihres Vaters zu bekommen. Die Patientin war sich sicher, dass das Getriebensein mit diesem damaligen Leistungszwang in Verbindung stand. Als sie berichtete, dass sie besonders die körperliche Nähe zu ihrem Vater vermisste, wurde ich stutzig.

Es war mir nun wichtig, etwas mehr über die Beziehung ihrer Eltern untereinander zu wissen.

Die Beziehung ihrer Eltern war in den Augen von Frau E. eindeutig klar: Ihr Vater war der Dominante, die Mutter hatte sich immer angepasst. Eigentlich stand die Mutter immer im Schatten und diente bereitwillig ihrem Ehemann.

Wieder war das Mitleid mit der Mutter zu spüren, aber in diesem Fall mit einer Portion Verachtung kombiniert. Als ich Frau E. darauf aufmerksam machte, war sie etwas irritiert, gab aber die Verachtung ihrer Mutter gegenüber zu. Die Mutter hatte sich weder gewehrt, als Putzlumpen behandelt zu werden, noch war sie gegangen. Bei diesen Ausführungen von Frau E. spürte ich kein Mitleid mehr, es kam so etwas wie Eifersucht hoch. Dies machte mich wiederum stutzig.

Die verdeckte Liebe zum Vater

Nun durchdachte ich die Ausführungen der Patientin mit umgekehrten Vorzeichen. Anstelle, dass sie ihren Vater hasste, liebte Frau E. ihn. Sie kämpfte um seine Liebe, die er ihr aber nie zeigte, zumindest nicht körperlich. Ihre Mutter war seine Partnerin und hatte diesen Mann, der Grund zur Eifersucht war damit gegeben. In dieser Umkehrung wurde die Situation von Frau E. schlüssig.

Als ich fragte, wie ihr der Vater als „Mann“ gefalle, antwortete Frau E. mit glänzenden Augen, dass er optisch ihr Idealmann sei. Auch jetzt noch im Alter sei er stattlich.

So entpuppte sich der vermeintliche Hass als eine unerfüllte erotische Liebe. Dies, zumindest die Erotik, darf natürlich in einer Vater/Tochter Beziehung nicht sein, so wird diese kurzerhand zum Hassgefühl umfunktioniert.

Frau E. behandelte ich nun auf unglückliche Liebe. Dazu waren geeignet Ignatia, Natrium muriaticum und Phosphoricum acidum. Für die missachtete erotische Anziehung wäre Cannabis indica angebracht, aber auch Nitrogenium oxygenatum und Hyoscyamus.

Die Ehe der Patientin

Ein weiteres paradoxes Thema war in Frau E`s erotischer Ehebeziehung zu finden. Ihr Ehemann war optische ihrem Vater ähnlich. Auf der erotischen Ebene fand sie ihn ebenso ansprechend. Aber während des Koitus entstanden immer wieder Gedanken, sie stieg so aus ihrer Lust aus und hatte bis heute keinen Orgasmus im Zusammensein mit ihrem Ehemann erlebt.

Wenn der Orgasmus fehlt, ist dies ein Zeichen dafür, dass spezielle Gefühle unterdrückt und zurückgehalten werden, die im orgastischen Loslassen nicht mehr kontrollierbar wären und sich unerwünscht deutlich machen.

Im Falle von Frau E. sind diese unterdrückten Potentiale jene verdrängten Lustgefühle, welche sie ihrem Vater entgegenbringt, und welche – sehr wahrscheinlich – von ihm auf der unbewussten Ebene erwidert werden.

Die Auflösung der Thematik

Die Idee, dass Frau E. ihre wahren erotischen Gefühle unterdrückend, diese unterbewusste gedankliche emotional-erotische Erwiderung ihres Vaters andererseits als Missbrauch wahrnehmen könnte, drängt sich nun geradezu auf. Schliesslich „gehört es sich nun wirklich nicht, dass eine erotische Anziehung zwischen Familienmitgliedern existiert“. Auf der Basis dieser Hypothese behandelte ich Frau E. auf Missbrauch und Schande mit Kreosotum und Sarracenia.

Alle Arzneien bewirkten, dass sich der Herzenswunsch von Frau E., endlich zur Ruhe zu kommen, erfüllte. Auch ließ der erste Orgasmus der Patientin nicht lange auf sich warten. 

Allgemeine Erklärung

Dieser Patientenfall war für mich ein Schlüsselerlebnis dahingehend, dass häufig paradoxe Gefühle darauf zurückzuführen sind, dass unser Gegenüber je nach Position nur in einer bestimmten Rolle wie Vater, Mutter, Onkel, Tante, Lehrer usw. gesehen werden darf.

Muten wir uns aber den Gedanken zu, dass wir immer unser Gegenüber einerseits in seiner Position und andererseits unbewusst als erotisches Wesen wahrnehmen, werden bisher unverständliche Reaktionen nachvollziehbar. Der gegengeschlechtliche Elternteil, den wir üblicherweise bewusst ohne erotische Wirkung auf uns selbst zur Kenntnis nehmen, prägt aber unser Männer- bzw. unser Frauenbild. Auf der Basis dieser Erkenntnis wird verständlich, warum sich in vielen Beziehungen die anfängliche Anziehung und das Geschlechtsleben plötzlich verändert. Eine prägnante homöopathische Arznei hierzu finden wir in Lilium tigrinum, dem „Madonnen/Huren Syndrom“. Erlebt der Sohn seine Mutter bewusst in grosser emotionaler Verbundenheit, unbewusst spürt er gleichzeitig ein verdrängtes erotisches Lustpotential der Mutter, dann wird er selbst emotionale Verbundenheit und erotische Lust trennen und vermutlich für ein erfülltes Leben zwei Frauen brauchen.

Fazit

Das Thema der verdrängten Lust ist auf vielen Ebenen zu entdecken. Diejenigen, die Interesse haben sich damit weiterzubeschäftigen, denen sei das Werk von Hans Joachim Maaz „Der Lilith Komplex, die dunklen Seiten der Mütterlichkeit“ genannt. Es behandelt die weibliche Seite des in Lilium tigrinum beschriebenen Themas „Lebenslust“ oder Mütterlichkeit. Wird der über viele Generationen verdrängte Anteil der Lebens- und Liebeslust wieder integriert und steht das gesamte Spektrum von Nähe, Herzlichkeit und Lust zur Verfügung, wird sich die Lebens- und Liebeslust hoffentlich schnell und umfassend verbreiten.

Englische Übersetzung „Best homeopathic remedies for heart disease“

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